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Martin Frechen Steiff

Martin Frechen
  

In meiner (Martin Frechen) Geschichte geht es um einen Wert, der mir besonders in der heutigen schnelllebigen Zeit immer wichtiger ist: Nachhaltigkeit.
 

Mir begegnen tagtäglich Produkte, die nach dem Kauf- und Wegwerf-Prinzip erworben werden – sie spiegeln leider einen großen Teil unserer heutigen Gesellschaft wider. Zum Glück gibt es auf der anderen Seite aber immer mehr Menschen, die auf das Besondere Wert legen und Dinge über Generationen hinweg vererben. Genau für dieses Prinzip, Produkte für Generationen
zu schaffen, steht Steiff, und ich Martin Frechen bin sehr froh, mit dieser Firma alle Möglichkeiten geschaffen zu haben, dass dies auch in Zukunft möglich ist.
Im Mai 2006 bin ich, Martin Frechen als Geschäftsführer für Marketing, Vertrieb und Finanzen in die Geschäftsführung der Margarete Steiff GmbH eingetreten. Steiff hatte in der Zeit von 1980 bis 2002 hervorragend von Sammlerartikeln gelebt, doch diese Phase war vorüber. Die Umsätze brachen ein und die neue Unternehmens-Ausrichtung konzentrierte sich auf den Spielwarenbereich.
Der Spielwarenmarkt funktioniert jedoch vollkommen anders als der Sammlermarkt Steiff-Produkte sind um ein Mehrfachesteurer als andere Plüschtiere, und mit diesen Preisen, so die damalige Meinung, könnten keine Marktanteile gewonnen werden. Man analysierte daraufhin den Wettbewerb, der ausschließlich in Asien produzieren ließ, und beschloss 2003, einen Teil der Produktion dorthin auszulagern. Als ich 2006 Geschäftsführer wurde, lief ein Teil der Produktion in Asien, und ich führte dies zunächst fort. Ein Jahr später kam mein Kollege, Herr Wilfried BlömekeTrox, als Technischer Geschäftsführer hinzu, und wir waren uns ziemlich schnell einig, das Engagement in China zu beenden. Auf Dauer würde die Produktion von Steiff in Asien nicht funktionieren, und so war die logische Konsequenz: Wir müssen wieder zurück. Die Grundlage unserer Entscheidung kann ich aus heutiger Sicht in drei Punkte zusammenfassen, die ich nachfolgend ausführen möchte: 1. Fertigkeiten, 2. Langfristigkeit und 3. vollständige Produkt-Sicherheit.


1 . Fertigkeiten
Dies ist sicherlich der grundlegendste Punkt. Oftmals wird anstelle des Wortes Produktion auch das Wort ,Fertigung’ verwendet. Dahinter steht das Wort ,Fertigkeiten’, und das hat in unserem Fall ausschließlich mit Menschen und nicht mit Maschinen zu tun. Als die Verlagerung nach Asien begann, gingen wir davon aus, dass es relativ einfach sein würde, unsere Produkte dort herzustellen. Im Nachhinein stellten wir fest, dass wir die Wertschätzung unserem eigenen Können gegenüber viel zu niedrig eingestuft hatten. Viele asiatische Hersteller haben uns nach anfänglicher Begeisterung – wer möchte nicht Steiff als Referenz angeben- schon während der Musterphase abgesagt.
Unseren hohen Ansprüchen waren sie nicht gewachsen. Wir stellten fest, dass gerade in solch einem handwerklichen Prozess sehr viele kleine Details eine große Rolle spielen, die schnell unterschätzt werden. Zwar ist es uns gelungen, durch massive Kontrollen und eine umfangreiche Ausbildung der Arbeiter die gewünschte Qualität zu erzielen, aber es war ein sehr mühsamer Weg, der lange dauerte und durch eine wachsende Fluktuation torpediert wurde. Und dies bringt mich zu meinem zweiten Punkt- Langfristigkeit.


2. Langfristigkeit
Langfristigkeit hat viel mit Berechenbarkeit zu tun. Die Einarbeitungszeit eines Mitarbeiters in der Fertigung beträgt 8-12 Monate, die Fluktuation in Asien betrug ebenfalls etwa ein Jahr und war sehr schwer einzuschätzen. Wir konnten nie sicher sein, wie viele der Mitarbeiter nach dem chinesischen Neujahrsfest zurückkamen. Eröffnete nebenan eine Fabrik mit nur geringfügig besseren Konditionen, waren die Mitarbeiter von heute auf morgen weg. Ein weiterer Punkt waren die Grundmaterialien. Es war nicht einfach, eine Kontinuität in den Grundmaterialien herbeizuführen, wie wir sie von unseren europäischen Lieferanten gewöhnt sind. Mal war die Lieferung wie gewünscht, mal nicht. Allerdings lässt sich ohne Mitarbeiter und ohne Rohware kein Produkt herstellen. Hinzu kam noch eine weitere Gegebenheit, die uns aufgeschreckt
hat: die Skandale um Schadstoffe in Spielzeug aus China im Jahr 2007, als andere Hersteller Millionen Spielzeuge zurückrufen mussten. Wir stellten uns die Frage, wie wir ausschließen können, dass sich bedenkliche Stoffe in unseren Vormaterialien befinden oder im Fertigungsprozess in die Produkte gelangen.


3. Sicherheit
Uns war klar, dass wir 100%-ige Sicherheit nur garantieren können, wenn wir alle Prozesse in unseren eigenen Händen halten. Wir benötigen einen geschlossenen Kreislauf. So kam es zu einer Gegebenheit, die wir jetzt als glückliche Wendung beschreiben können: Die Firma Schulte aus Duisburg ist seit 1901 unser Lieferant für Mohair und Alpaca-Plüsche. Schulte hatte 1901 den Mohair erfunden, das ,Fell’ für den Teddybären. Die Webpelze der Firma Schulte sind für uns der wichtigste Rohstoff in der Produktion, da wir damit etwa die Hälfte des Umsatzes generieren. Es gibt kein anderes Unternehmen, das eine vergleichbare Qualität liefern kann. Im Jahr 2008 trat Schulte mit der Offerte an uns heran, die Firma zu übernehmen. Durch diese Übernahme konnten wir uns von der Rohmaterialseite unabhängig machen und haben nun die Möglichkeit, unsere eigenen Grundmaterialien herzustellen. So sind wir in der Lage, den gesamten Produktionsprozess- vom Einkauf des Garns über das Weben der Plüsche und alle weiteren Fertigungsschritte bis zum fertigen Produkt- selbst zu bestimmen und damit lückenlos die Qualität der Steiff-Produkte garantieren zu können. Heute sind wir kurz vor dem Abschluss, die gesamte Produktion wieder in den eigenen Werken zu leisten. Durch unsere eigene Weberei und unsere eigenen Produktionsstätten sind wir vollständig unabhängig und können garantieren, dass wir die ,schönsten, besten und sichersten Teddybären und Kuscheltiere der Welt’ herstellen, die hoffentlich Generationen von Kindern Freude bereiten.

 
 

Ein Artikel von Martin Frechen

 

Der Autor Martin Frechen wurde 1968 in Köln Geboren und arbeitete bis 2010 als Geschäftsführer für die Margarete Steiff GmbH. 
 

Video mit Martin Frechen auf

Youtube

Made in Germany | Steiff – Irrweg nach China